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Vier Ideen, wie du eine spirituelle Praxis findest, die in dein Leben passt

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Von Anna Siegener
Lesezeit: ca. 5 Minuten


Was bedeutet Spiritualität für dich? Jeder wird diese Frage unterschiedlich beantworten. Manche gehen sonntags in die Kirche, manche singen buddhistische Mantras, manche meditieren oder fühlen sich von schamanischen Ritualen angezogen. Spiritualität ist sehr persönlich. Und sie ist nicht stabil, sondern veränderlich, wie ein Weg, den man eingeschlagen hat ohne ein konkretes Ziel und den man unterwegs nachjustiert, weil man etwas entdeckt hat oder entdecken möchte.

Insofern muss jeder auch diesen Weg selber finden, aber es gibt ein paar Ideen und Komponenten, die zu jeder spirituellen Praxis dazugehören und die man austesten kann.

1. Gebet & Meditation

Beide dienen dazu, Abstand zu sich selbst zu bekommen und sich in der Gegenwart zu verwurzeln. Im „Was ist gerade“ und nicht in der Vergangenheit („was war?“) oder der Zukunft („was wir sein?“) - denn diese beiden kann man nicht oder nur wenig verändern. Meditation ist die beste Technik für diese Verankerung im Jetzt. Was muss man dafür tun? In „Die Regeln des Glücks“ erklärt der Dalai Lama, dass es bei der Meditation darum geht, seinen natürlichen „State of consciousness“ zu betrachten. „Das ist, als würde man einen Fluss mit sehr starker Strömung betrachten, der dann irgendwann still wird, sodass man den Grund sehen kann.“ Ähnlich kann man den Geist zur Ruhe bringen und den Blick freimachen auf die darunter liegende Klarheit. Das braucht einige Übung - und es gibt mehrere Methoden, die man ausprobieren kann, insbesondere wenn man nicht oder noch nicht der Typ zum Stillsitzen ist: Bei einer Gehmeditation zum Beispiel geht es darum, durch gleichmäßige körperliche Bewegung innerlich ruhig zu werden. Beim „Eye Gazing“ fixiert man eine bestimmte Stelle und trainiert Fokussieren. Beides gern in der Natur. Klug ist es natürlich auch, sich Unterstützung zu holen, durch einen Lehrer oder auch eine App, wie „Headspace“, „Calm“ oder „Seven Senses“.

Für Gebete braucht man keinen religiösen Background, keinen bestimmten Gott, aber sie machen mehr Sinn, wenn man sie an eine höhere Macht richtet. Denn genau das ist das Beglückende daran: die Dinge abzugeben, sie nicht mehr kontrollieren wollen, sondern einer höheren Instanz anzuvertrauen, wo sie gut aufgehoben sind. Es gibt keine Regeln: Hier ist Raum für Gefühle, Wünsche, Schmerz, du darfst jammern und bitten - soviel zu willst und wie damals, als du ein Kind warst und noch nicht gelernt hattest, alles zu nur mit dem Verstand zu betrachten. Natürlich ist das auch wichtig, aber genauso wichtig ist es, einen geistigen Ort zu haben, wo nicht die Vernunft regiert, sondern nur das Herz.

2. Zurückgeben: Zeit und Geld

In den allermeisten Religionen ist es Tradition zu spenden. Zehn Prozent des verfügbaren Geldes ist fast allen Studien zufolge ein in der menschlichen Moral tief verankerter Anteil. Aber auch hier wieder: Man muss nicht einer bestimmten Glaubensrichtung angehören, um Dankbarkeit auszuüben. Zum Beispiel dafür dass man immerhin in einer so privilegierten Situation ist, dass man überhaupt etwas geben kann. Die meisten von uns sind in der Lage, einer sozialen oder Umweltinitiative etwas zu spenden oder nach einer Katastrophe die betroffenen Menschen zu unterstützen. Es ist egal, ob man Geld oder konkrete Taten gibt. Und nein, Geld spenden bedeutet nicht, sich freizukaufen. Es bedeutet: Ich gebe etwas zurück an die Welt, aus Dankbarkeit, dass ich selbst nicht betroffen bin - und in dem Wissen, dass auch ich es sein könnte, der bedürftig ist. Aus Mitgefühl und in dem tiefen Bewusstsein, dass wir alle auf derselben Erde leben. Diese Wahrnehmung einer menschlichen Verbundenheit sorgt dafür, dass unsere Gabe unser Leben mit Sinn, „Purpose“, füllt. Spenden und Helfen erweitern unseren Horizont, füllen unser Herz und machen uns zum Teil einer kollektiven Spiritualität.

3. Mach Platz für dich

Raum zu schaffen für Reflexion, Introspektion ist existentiell wichtig für Wachstum und Transformation. Wenn es dir schwerfällt, einen Freiraum zu finden, lohnt es sich, über ein Spiritual Retreat nachzudenken. Erstens ist es toll, mal ein Wochenende weg zu sein und nur Zeit für sich selbst und sein Innenleben zu haben. Und zweitens schadet es nie, mal aus seinem üblichen Erfahrungshorizont auszusteigen und etwas Neues auszuprobieren. Außerdem fällt es uns allen leichter, außerhalb unserer alltäglichen Pflichten unsere Mitte wiederzufinden.

Es gibt viele verschiedenen Möglichkeiten für solche Seminaren oder Workshops, von Klosterwoche bis Yoga-Seminar. Tipp: einfach deinem Gefühl folgen. Was dich anspricht, von der Sprache, von den Inhalten, auch von der Optik her, könnte etwas sein, was dir gefällt. Oder: rumfragen, wer wo gute Erfahrungen gemacht hat. Und noch ein Tipp, wenn du dort bist: großzügig sein! Es wird immer etwas geben, das du seltsam oder für dich unpassend findest. Na und? Nimm dir mit, was dir gefällt, und lass das andere liegen. Retreats sind einfach eine wunderbare Gelegenheit von den Erfahrungen anderer zu lernen. Und herauszufinden: Welches ist dein Zugang zur Welt? Worum geht es dir in deinem Leben? Woran glaubst du? Was wünschst du dir? Was ist deine innere Kraft?

Der nächste Schritt ist, die neuen Erfahrungen in deinen Alltag zu integrieren. Finde einen Platz für deine Spiritualität, ein Zimmer, eine Ecke, eine Fensterbank. Suche Dinge, mit denen du sie ausdrückst, eine Statue, eine Kerze, montags frische Blumen. Überlege, mit welcher Energie du dich umgeben willst – friedvoll, fröhlich, sinnlich? Was hilft dir, dort das zu tun, was du dir vorgenommen hast? Welches ist deine Zeit, der Morgen, wenn alles noch vor dir liegt, oder abends, wenn dein Tagwerk erledigt ist? Es ist auch in Ordnung, wenn eine tägliche Praxis zu viel für dich und dein aktuelles Leben ist. Aber dranblieben, es wird dich auf jeden Fall stärken.

4. Lachen

Fröhlichkeit, Humor, Verspieltheit dürfen und sollten Teil deiner spirituellen Praxis sein. Und wie schön ist das! Hauptsächlich geht es dabei darum, sich das Blödsein zu erlauben, zu hüpfen, zu tanzen, sich zu schütteln. Das innere Kind rauslassen. Also: etwas zu tun, das keinen Sinn und kein Ziel hat, wobei es um nichts anderes geht als: zu sein. Im Hier und Jetzt. Nichts zu bewerten. Blödsinn ist magisch, er hilft uns, mit freundlichem heiteren Blick auf uns selbst zu gucken. Wie wir alle so zappeln und hampeln, im ewigen Strudel des Lebens. Und irgendwie ist das so rührend und auch lustig. Es gibt kaum eine eine tiefere spirituelle Erfahrung als mit solch losgelöster Heiterkeit auf sich selbst zu schauen.

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Experte

Anna Siegener

Anna ist seit vielen Jahren als Autorin im Universum der anspruchsvollen Frauenzeitschriften unterwegs. Sie beschäftigt sich am liebsten mit allem, was unser Leben schöner und leichter macht, in Beruf und Familie, Körper und Seele, Lieben und Leben. Ihr Credo: Gute neue Gedanken und Ideen muss man großzügig weitergeben, damit sie wachsen und wirken können.