Ein ausgewogenes Gleichgewicht von Säuren und Basen im Organismus ist für eine normale Stoffwechselfunktion von großer Bedeutung. Der Aufbau und die Funktion von Proteinen, wie zum Beispiel Enzymen, die Durchlässigkeit der Zellwände, die Verteilung von Elektrolyten, sowie die Funktion des Bindegewebes als Transitstrecke für Stoffwechselprodukte und -Abfälle hängen unmittelbar von diesem physiologischen Regulationsmechanismus ab.
Die Regulation des Säure-Basen-Haushalts geschieht über das Blut. Deshalb sollte das Blut im pH-Wert nicht weit in die eine oder andere Richtung abweichen. In den meisten Geweben herrschen leicht basische Verhältnisse vor, so hat das Blut einen physiologischen pH-Wert von 7,35 bis 7,45. Ein weiteres Regulationszentrum sind die Lungen, über die flüchtige Säuren abgeatmet werden können. Unterstützend regulieren aber noch Leber und Nieren, die organische Säuren verstoffwechseln und ausscheiden.
Unser sogenanntes Puffersystem versucht permanent das Säure-Basen Gleichgewicht im Blut, Bindegewebe und in den Zellen aufrechtzuerhalten bzw. es zu regulieren. Denn wenn wir Säuren nicht schnell genug eliminieren, lagern wir diese im Bindegewebe ab. Leider ist der Abtransport dorthin eine Art endgültiges Endlager. Der extrazelluläre Raum des Bindegewebes ist aber als Zwischenlager gedacht, da die Säuren von dort in das Blut abgegeben werden sollten und im folgenden ausgeschieden werden. Wenn die Säuren jedoch nicht zügig genug, also innerhalb von 2 bis 4 Tagen abtransportiert werden, wird langsam auch der intrazelluläre Bindegewebsraum übersäuert, da sich H+ Ionen ansammeln und die physiologisch negative Zellpolarität immer positiver wird.
Was sind Säuren?
Säuren sind chemische Verbindungen, die Wasserstoff als H+ Ionen abgeben können, das heißt, sauer reagieren. Je mehr H+ Ionen abgespalten werden können, desto saurer ist die Substanz. Säuren können dem Organismus zum einen aus der Nahrung zugeführt werden, aber auch durch Stoffwechselvorgänge, die in den Zellen ablaufen.
Was sind Basen?
Basen sind chemische Verbindungen, die Wasserstoff als H+ Ionen aufnehmen können, das heißt, basisch reagieren. Zur dauerhaften Konstanthaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Zellinneren, müssen die bei der Abspaltung von Säuren entstandenen Protonen in das Bindegewebe ausgeschleust werden. Dafür muss eine ausreichende Basenreserve in Form von Bikarbonat im Bindegewebe zur Verfügung stehen.
Was ist Übersäuerung?
Die Übersäuerung des Organismus ist eine der häufigsten Ursachen von Krankheiten und Beschwerden in der heutigen Zivilisation. Der ideale Zustand, bei dem das Blut im vollendeten Säure-Basen-Gleichgewicht ist und auch noch keine krankhaften Veränderungen festzustellen sind, liegt heute in den westlichen Industrieländern nur noch bei Säuglingen vor. Der gesunde Körper kann Säuren über den Urin, über den Stuhl, mit dem Schweiß sowie über die Atmung ausscheiden.
Übersäuerung ist in der Regel allerdings schon bei Kindern und später bei Jugendlichen und Erwachsenen vorhanden. Es gibt allerdings Personengruppen, die besonders dazu neigen:
ältere Menschen (Mangelernährung)
Leistungssportler
Menschen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen (Gicht, Rheuma, Neurodermitis, usw.)
Personen mit einseitiger Ernährung (zu proteinreiche Ernährung, Fast Food, Diäten, Fastenkuren)
Personen mit ungesunder Lebensweise (Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel, Stress)
Was für negative Auswirkungen hat eine Übersäuerung?
Nicht ausgeschiedene Säuren werden im Bindegewebe und im Körper deponiert und entziehen Knochen, Knorpel und Zähnen Mineralsalze. Eine Übersäuerung kann somit zunächst erstmal zur Demineralisierung führen. Bei Übersäuerung befinden sich die Erythrozyten, unsere roten Blutkörperchen, in einer Art Starre. Dadurch verschlechtern sich die Fließeigenschaften und Basen können im Blutkreislauf nicht mehr hin und Säuren nicht mehr abtransportiert werden. Das führt zu erhöhtem Blutdruck, da es zu arterieller Steifigkeit kommt.
Das Bindegewebe, Knochengewebe, Knorpelgewebe, Plasmazellen, Blutgefäße, aber auch die Fasern des vegetativen Nervensystems werden chronisch gereizt. Dadurch kommt es häufig zu pseudo-rheumatischen Beschwerden. Häufig sind diese Symptome beim Aufstehen am stärksten, denn der Körper versucht, nachts das gelartige Bindegewebe zu reinigen. Dabei sind eine Kapsulitis, chronische Müdigkeit, oder Gelenksteifigkeit typische Anzeichen einer „Silent Inflammation“ durch Übersäuerung des Körpers.
Was sind die Ursachen für Übersäuerung?
Es gibt endogene (innere) und exogene (äußere) Ursachen. Vermehrte Säure-Aufnahme kann vor allem durch falsche Ernährung (Proteinüberschuss, Zucker, Alkohol) entstehen. Deine Ernährung auf ihre Säure-Basen-Auswirkung abzustimmen ist also wirklich höchst sinnvoll. Die verminderte Basen-Aufnahme hängt ebenso mit falschen Ernährungsgewohnheiten, aber auch dem Mineralstoffmangel unseres Bodens zusammen. Sind die Böden nicht mehr mineralstoffreich, fehlen sie in der Folge auch in unseren Nahrungsmitteln. Zu verminderter Säure-Ausscheidung kommt es häufig in Folge von Bewegungsmangel und zu geringer Wasserzufuhr. Hierbei geht es nicht in erster Linie um höchst sportliche Aktivitäten, denn allein schon der tägliche, ausgiebige Spaziergang wirkt sich positiv auf deinen Stoffwechselprozess aus. Zehntausend Schritte gelten aktuell als optimal. Prüfe mal auf deinem Handy, auf wie viel du täglich kommst und korrigiere ggf. nach oben. Aber auch intensiver Sport kann zu vermehrter Säurebildung führen, ebenso wie körperlicher und psychischer Stress.
Allerdings gibt es noch eine Vielzahl weiterer Ursachen von Übersäuerung, so zum Beispiel die vermehrte Säurebildung durch chronische Darmgärung. Die entsteht insbesondere durch Darmträgheit oder falsche Ernährung. Ausreichend Bewegung an der frischen Luft, genügend Flüssigkeit und Ballaststoffreiche Ernährung könnten untersützend wirken.
Die Niere hat als Puffersystem eine tragende Rolle. Sollte es zu einer Unterfunktion der Niere kommen, werden Säuren nicht ausreichend verstoffwechselt und aus dem Körper gespült. Gerade mit zunehmendem Alter kann die Nierenfunktion eingeschränkt sein. Trinke ausreichend und über den Tag verteilt stilles Wasser - das tut deinen Nieren gut. Außerdem lieben sie kaliumreiche Nahrung.
Manchmal kommt es zu einer Fehlfunktion der Belegzellen im Magen. Diese sind für die Bildung von Magensäure im Magen verantwortlich und töten die meisten Krankheitserreger und Bakterien und sind weiterhin maßgeblich für den Verdauungsprozess relevant. Eine Übersäuerung des Magen ist äußerst unangenehm, allerdings für viele alltäglich. Versuche daher unbedingt mit ausreichend Ruhe deine Nahrung zu dir zu nehmen und denke an einen zentralen Schlüssel für eine gute Verdauung: kaue ausreichend und hingebungsvoll.
Atmung ist ein weiterer, oft unterschätzter Faktor unserer Gesundheit. Ohne eine gesunde und ausreichende Versorgung mit Sauerstoff sowie das Ausatmen von Säuren (Kohlendioxid) erlahmt der Stoffwechsel und es kommt zu einer Übersäuerung. Tatsächlich ist das Einatmen die wichtigste Energieversorgung und das Ausatmen die wichtigste Entsäuerungsmaßnahme. Stress verändert die Atmung, daher solltest du regelmäßig bewußte Atempausen in deinen Alltag einbauen, die dir und deinem Körper absolut ganzheitlich zugute kommen.
Was der Säure-Basen-Haushalt mit gesunden Schlaf zu tun hat:
Bei jedem Menschen mit latenter Übersäuerung herrscht eine Katabolie (Sympathikotonie). Das bedeutet, er kann schlecht heilen, da der Körper im Kampf- und Flucht-Modus hängt, aber nur im parasympathischen Zustand optimal heilen und regenerieren kann. Diesen Zustand nimmt der Körper normalerweise im Schlaf ein. Ist der Säure-Basen-Haushalt nicht mehr in Balance, ist das ein Teufelskreislauf. Denn das Glymphatische System, welches für die Entgiftung des Gehirns zuständig ist, kann seine Arbeit nur dann optimal verrichten, wenn es ein ausgeglichenes Milieu hat und unser vegetatives Nervensystem in Balance ist. Sind wir am Morgen nicht gut entgiftet, neigen wir zu vielen Problemen wie Energielosigkeit, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Kopf-und Gelenkschmerzen, die dann wieder zu schlechtem Schlaf führen. Und schlechter Schlaf führt zu einem unausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt. Achte auf eine gute Schlafhygiene und eine ausgewogene Ernährung. Dann schaffst du eine gute Ausgangsbasis für deinen Körper und deinen Geist.