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HEALTH editorial

Die fünf wichtigsten Frauenfragen zum Thema „Mein Bauch & ich“ - Teil 1 & 2

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Von Anna Siegener
Lesezeit: ca. 3 Minuten


Der Darm ist nach der Haut unser größtes Organ. Kleine Intro für alle, die sich nicht ganz so genau in ihrem Bauchraum auskennen: Grob gesagt ist fast alles, was vorne unterhalb der Rippen sitzt, der lange verschlungene Darm, innen der Dickdarm, außenrum wie ein Rahmen der Dickdarm, der hinten mittig zum Mastdarm wird, wo alles, was unverdaulich, nutzlos oder gar giftig ist, uns wieder verlässt. Recht offensichtlich also: So gut wie alles, das wir gemeinhin als „Bauchschmerzen“ empfinden, hat mit der Verdauung zu tun. Und oft auch mit der Seele, aber dazu später mehr. Und jetzt mal Klartext:

Wie oft zur Toilette ist normal und worauf sollte man achten?

Das ist, wie alles an uns, recht individuell: Manche müssen gleich nach jeder Mahlzeit (Kinder!), das ist so eine Art Idealzustand. Manche einmal am Tag (wunderbar!), manche dreimal die Woche. Auch das ist an sich unproblematisch, dann gehört man zu den Langsam-Transportierern. Beschleunigen kann man die Verdauung nämlich nicht - die Darmmuskeln sind nicht steuerbar, sie arbeiten nach ihrem eigenen Gefühl (nennt sich Peristaltik und ist der Grund dafür, dass „Drücken“ nichts nützt). 

Blöd ist nur, wenn der Bauch sich voll und immer voller anfühlt (erstaunlich, was da insgesamt so reinpasst). Da kann man ihm mit den Tipps in Frage 6 unterstützen und genügend Wasser. Das braucht er nämlich zum Brei machen und zieht es sich sonst aus anderen Körperregionen. Heißt: Trinken, trinken, trinken! Notfalls per Trink-App (z.B. Hydro Coach/Android, MeinWasser/apple). Und am besten nie ohne Flasche aus dem Haus.

Oder, ja, notfalls auch mal zu Abführmitteln greifen (z.B. auf Reisen, wo jeder zweite unter, Achtung Fremdwort, Obstipation leiden). Aber kennt ihr die Drei-Tage-Regel? Die ist wichtig: Wenn das Medikament alles entleert hat, braucht es drei Tage, bis der Darm wieder so voll ist, dass sich hinten was rausschiebt. Also: Geduld! 

Und wann doch zum Arzt? Wenn eine Verstopfung sehr plötzlich kommt, sehr lange dauert oder mit Bauchschmerzen daherkommt. Könnte unentdeckter Diabetes, ein Schilddrüsenproblem oder auch ein (gefährlicher) Darmverschluss sein. 

Jetzt zum Gegenteil: Durchfall. Manche neigen dazu, bei Stress, Ärger oder vor Prüfungen oder Präsentationen, manche reagieren auf scharfes Essen, Weißmehl, Alkohol: Raus damit! Plötzlicher Durchfall ist nicht schlimm, nur nervig: Wo ist hier das nächste WC? Und dann die Auslöser vermeiden bzw. an die Ursachen gehen. 

Wenn es ein paar Wochen anhält und man dazu Gewicht verliert, lieber beim Arzt checken lassen, auch auf okkultes Blut, das etwa auf eine Gebärmutterzyste hinweisen könnte. Das helle Blut, dass wir manchmal selber sehen, ist normalerweise ungefährlich und kommt meist vom Darm selbst, von Hämorrhoiden oder aus dem Uterus.

Und noch ein peinliches Thema: Blähungen. Häufiges Pupsen und/oder Krämpfe, die nicht auf bestimmte Lebensmittel zurückgeführt werden können, sind möglicherweise ein Hinweis auf Unverträglichkeiten (Laktose, Fructose, Histamin, Zöliakie - was übrigens alles viel seltener ist als man denkt) oder einen Candida-Pilz, den man mit Zucker und Kohlehydraten angefüttert hat. Kommen Sie abends und nachts gehäuft vor, kann das bedeuten, dass der Darm erst jetzt in Ruhe verdauen kann - bitte Alltag verlangsamen und Pausen einbauen. Und wenn sie geruchlos sind, bedeutet das: Luft verschluckt! Auch hier: laaaangsamer essen, reden, leben.

Ach so, und wenn ihr mal sehen wollt, wie „guter Stuhl“ aussieht, googelt mal die „Bristol-Skala“. Typ 3 und 4 sind super, bei den anderen sollte man seine Selfcare-Aktivitäten unbedingt auf den Darm erweitern.

Warum haben so viele Frauen Probleme mit der Verdauung?

Ein wichtiger Grund, immer noch: die Erziehung. Mädchen und Frauen sollen makellos und sauber sein. Menstruation und Verdauung gelten vielen als schmutzig, in einem großen Teil der Welt werden Frauen dafür immer noch isoliert und/oder abgewertet. Bei uns werden die Untenrum-Themen langsam enttabuisiert, aber solche Prozesse gehen langsam. Deshalb, liebe Mütter, gebt euren Töchtern eine Sprache alle Teile und Vorgänge ihres Körpers, bliebt dran, auch wenn es von ihnen irgendwann als peinlich empfunden wird! Und alle anderen: Traut euch, nach dem Essen vom Tisch aufzustehen und der versammelten Runde zu verkünden: „So, ich verzieh mich jetzt mal für eine Viertelstunde auf die To.“ Toller Effekt, sehr selbstbewusst!

Es gibt noch einen weiteren Faktor, der bei Frauen die Verdauung beeinflusst und den man auch nicht wegerziehen kann: die Hormone. Während der Periode und später während der Menopause haben Frauen häufig mit Darmprobleme zu kämpfen. Schuld ist zum einen das Hormon Progesteron, das verstärkt in der zweiten Zyklushälfte produziert wird und muskelentspannende Wirkung hat. Das bewirkt leider, dass der Darm träge wird und langsamer arbeitet. Es dauert länger, bis das Essen verdaut wird und Luft im Bauch kann sich leichter bilden. Die Folgen sind Blähungen, Verstopfung, Völlegefühl. Ähnlich in den Wechseljahren, wo der sinkende Östrogen-Spiegel dieselben Folgen hat.

Das Gegenteil macht Prostaglandin. Dieses Hormon ist verantwortlich für die Krämpfe im Unterleib, es sendet dem Körper das Signal sich zusammenzuziehen und die Gebärmutter zu entleeren. Da Darm und Uterus nicht weit voneinander entfernt sind, wird oft die Verdauung angeregt und es kann zu Durchfall kommen.

Warum spielt mein Darm nur so leicht verrückt?

Weil er so groß ist und so viele Aufgaben hat. Er ist nicht nur das längste innere Organ, sondern auch das größte. Mit seinen acht Metern Länge und einer Gesamtoberfläche von 400 bis 500 Quadratmetern sorgt er für die Aufnahme aller wichtigen Nährstoffe aus der Nahrung. Die Wenigsten wissen aber, dass er auch das Immunsystem steuert: die Abwehr von Bakterien und Keimen. Und seine Größe bietet leider auch eine enorme Angriffsfläche für zahlreiche Krankheitserreger.

Die Immunzellen des Körpers entscheiden zwischen guten und schlechten Fremdstoffen. Während sie die nützlichen Nahrungsbestandteile, Mikroorganismen und körpereigene Zellen tolerieren, sollen unerwünschte Eindringlinge wie Krankheitserreger möglichst erkannt und abgewehrt werden. Für diese Aufgabe bekommen die Abwehrzellen Unterstützung von zahlreichen Darmbakterien. Sie stehen im ständigen Austausch miteinander, mit bestimmten Signalen, die dem Immunsystem helfen, zwischen guten und schlechten Fremdkörpern unterscheiden und richtig zu reagieren. Das macht das Mikrobiom, also die Gesamtheit aller dieser Mikroorganismen, so wichtig für das Immunsystem. Damit dieses komplexe System also funktioniert, ist eine gesunde Darmflora extrem wichtig.

Es gibt eine unfassbar große Zahl von Krankheiten und Beschwerden, die mit dem Verdauungssystem in Verbindung stehen. Von Magen-Darm-Infekten über Nahrungsmittelintoleranzen bis zu Geschwüren, Polypen, Krebs. Oder der fast unbekannten, aber weit verbreiteten Divertikulitis, bei der sich Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut entzünden. Eine Gewebeschwäche, die umso wahrscheinlicher ist, je älter man wird.

Fakt ist nämlich: Mit zunehmendem Alter sinkt die Leistungsfähigkeit des Magen-Darm-Trakts. Deshalb ist es klug, auch für den Darm frühzeitig ein Anti-Aging-Programm zu verfolgen, das, logisch, bei der Ernährung anfängt. Zuviel Zucker, Fett oder Fertigprodukte schädigen die Darmflora und können Beschwerden zur Folge haben. Zudem gibt es viele blähende Lebensmittel, die Luft und Gärung im Bauch begünstigen. Dazu gehören leider auch gesunde Lebensmittel wie Hülsenfrüchte oder rohes Obst. Für eine ausgeglichene Magen-Darmgesundheit sollten Vollkornprodukte, Nüsse und Samen, Gemüse sowie (evtl. gekochtes) Obst auf dem Speiseplan landen. Besonders dunkelgrünes Blattgemüse ist ein toller Nährstofflieferant. Die berühmten Ballaststoffe, also unverdauliche faserreiche Bestandteile pflanzlicher Lebensmittel, machen Sinn, aber nur in Kombination mit mehr Flüssigkeit, sonst stopfen sie eher.

Und toll für die Verdauung: Bitterstoffe. Die helfen gegen träge Verdauung, Blähungen, Heißhunger auf Süßes und Übersäuerung. Neuerdings werden sie sogar als Darmkrebs-Prophylaxe diskutiert. Wundermittel! Also her mit Artischocke, Brennnessel, Endivie, Grapefruit Ingwer, Löwenzahn, Mangold, Radicchio, Rosenkohl, Spinat, Zitrone. Da sollte doch für jeden was dabei sein. Wenn nicht: Bitterstoffe kann man auch als Tropfen kaufen.

Genauso wie es heute sehr gute Nahrungsergänzungsmittel für die Darmflora gibt, weil unser heutiger Lifestyle die ernährungstechnische Regelmäßigkeit und Ausgewogenheit, die der Darm liebt, nicht unbedingt begünstigt. Wir haben unten ein paar sehr gute Produkte für euch ausgewählt.

Apropos: Wie wir essen, ist ebenfalls entscheidend. Zu hastiges Kauen, unter Stress essen oder späte Mahlzeiten machen den Darm nicht glücklich.

Und uns auch nicht. Es gibt nämlich eine Vielzahl von Darmerkrankungen, deren Ursachen nicht eindeutig sind und zumindest teilweise mit der Seele zu tun haben: wie der sogenannte Reizdarm oder „Irritable Bowel Syndrome“, von dem vor allem Frauen betroffen sind. Die Patientinnen leiden jahrelang unter Schmerzen im Bauchbereich, Verstopfung und Durchfall wechseln sich ab, Therapien helfen nicht oder nur mit starken Nebenwirkungen (Cortison). Neuerdings setzt man da verstärkt auf Entspannungsübungen: Yoga, progressive Muskelentspannung, Meditation & Achtsamkeit, jeweils mit Betonung der Atmung. 

Und weil die Atmung so wichtig ist: Weg mit einengenden Klamotten. Wie soll denn einer gut verdauen, wenn er zusammengequetscht wird?

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Experte

Anna Siegener

Anna ist seit vielen Jahren als Autorin im Universum der anspruchsvollen Frauenzeitschriften unterwegs. Sie beschäftigt sich am liebsten mit allem, was unser Leben schöner und leichter macht, in Beruf und Familie, Körper und Seele, Lieben und Leben. Ihr Credo: Gute neue Gedanken und Ideen muss man großzügig weitergeben, damit sie wachsen und wirken können.